Zehe mit Zopf
Es war einmal in stiller Nacht ein Zeh mit Haaren, der wollte sich mit anderen paaren. Doch weil er so behaart und widerlich, ein anderer nicht mal mit ihm spricht. Der Zeh ward traurig und voll Kummer; ach wie schaurig, was für `ne Nummer, diese Füße so mit mir machen, und über mich so lauthals lachen.
Ja bin ich denn nicht mit Leben auch erfüllt, bin ich ein Zeh der gar nichts gült? Das kann und darf doch so nicht sein. Warum sind denn alle so gemein. Keiner hat mich richtig lieb. Riech ich? Fall ich deshalb durch das Sieb? So will ich weiter nicht mehr gehen, soll mein Fuß doch einfach stehen. Was er dann macht, soll er mal sehen. Willst du mich da für dumm verkaufen, versuch einmal allein zu laufen.
So gib doch zu, daß ich dir fehle. Das auch ich für dich was zähle.
Stolz seid ihr und habt Mätressen und dabei mich so ganz vergessen. Ich fühl mich ja so allein, oh es schmerzt mich diese Pein. Keiner ach, hat mich nur gern. Ihr haltet euch von mir fern. Verzweifelt bin ich, will liebkosen; ich baute uns ein Bett auf Rosen. Ich würde so gern zu zweit einmal schubbern; hört ihr mein Herz nicht pochen und bubbern. Die furchtbare Trübsal wird mir zur Qual, doch wie fatal, euch scheint es egal. Warum nur, mag mich denn keiner? Bin ich denn nichts? Oder seid ihr nur feiner? Euch will ich es zeigen, ihr werdet´s geWahr; alsbald in dem Reigen, ich bin auch bald da!
Die Idee ist vollkommen, wenngleich noch verschwommen. Jetzt werde ich handeln, ich werde es tun: Ich nehm mir `nen Schwamm und mach ganz auf eitel, und dann noch den Kamm und zieh mir `nen Scheitel. Schon seh´ ich eine linke ach so süße Zehe; es scheint, daß sie winke; will, daß ich mit ihr gehe. So rubbeln und schubbeln wir auf das es kracht so unaufhörlich die ganze Nacht.
Ja: Mit Pflegebalsam und Parfüm, gar lieblich scheint das Ungetüm!
Ein Weiser läßt sich da nicht so leicht verblenden, denn in Wahrheit wird es böse enden! Mit übler Zehe, mit Geruch und Haaren, soll man sich gewiß nicht paaren. Unter schniekem Scheitel einer Zehe steckt bei Licht, in den allermeisten Fällen auch die Gicht.
Oh wehe da, du bist gewarnt, die linke Zehe, ist schnell enttarnt.
(Rind)