Der Schneeball
(Die Sache war gedacht in etwa so als Fortsetzungsgeschichte, die sich wurmartig fortsetzt durch das trio radikale Rind, Er und Suppe zu einem schneeballartigen Überbildnis der Wahnhaftigkeit der Wahnie wie nie. - So nun denn los.)
Kurt biß noch schnell in sein Brötchen und schmeckte die Leberwurst mittendurch. Immer schon in das Detail verliebt, erwog er im Stillen tief in seine Gedankenwelt versunken: Gurken! - "Rita, reich' mir mal das Glas mit Gurken", sprach er. Mit seiner ihm ach so eigenen Fingerfertigkeit drappierte er fix Gurken-Scheibe für Scheibe zu einer ansehnlich aufstockenden Ornamentik, der er in Wonne labend ein Weilchen beiwohnte. Alsbald so gestärkt, überkam ihn dann der Übermut. Sonntag´s hatte er stets Großes vor; und damit ...
...überging er tosend die Protestrufe seiner Frau als er aufstand und ging. "Heute möchte ich leben und nicht in dieser Trübsal schweben." sagte er und der Reim gab ihm noch mehr Schub in Richtung Tür. Gekonnt schlingerte er die Vorhaltekette aus ihrem Schacht und öffnete schwungvoll das Tor zur Welt. Weiten Schrittes marschierte er, mit den Gedanken an das Ziel so strebig den Weg entlang, denn dieser sollte heute seiner sein.
So gestimmt stieg er in den nächsten Bus, und dort...
... suchte er, indem er sich die Nase zwickte - denn irgendwas war da, dem Bandscheibenvorfall in diesem taumelnden Wanderer durch Gassen und Alleen vorbeugend einen sitzSamen Platz.
Da: einHalt. Vom Schaffner stellten sich spontan Probleme ein, denn er war durstig, das merkte er gleich. Doch das kümmert nicht. Vielleicht sollte einer von den Leuten Laute leuten. Da waren ein paar, doch das war wie das Rauschen der Sinne vor den Fenstern, und ohne Laute. Eher leise, egal.
Trotzdem, wieso, so wurde ihm eine Frage sinn: Wieso? Vielerlei schien ihm zwar annehmbar unannehmbar. - ? - Dabei wußte er, darauf konnte er sich verlassen, er kannte sich total gut aus.
Wieder hatte er Etwas empfangen und das Boot schlingerte. Eine Mamsel, sprach ihn an und sagte ...
"Ihr Anblick entzückt meine Sinne." - Oblag er hier einer Täuschung seiner selbigen? Oder war er tatsächlich unvermutet in eine potentielle Affärensituation geraten? Er wußte es genau.
Graziös schlenderte er seinen Blick auf ihrigen und tönte, Charme und 'Mann von Welt'-Eindruck fähig vereinend, einen Satz der vorher, so war er sich sicher, noch nie verlautbart worden ist: "Gnä' Frau, ich bedaure es sehr, daß Ihre Sinne nicht mehr zücken."
Ob dieser aus ihm so gewellt geflossenen Bemerkung fing die Vulva der jungen Frau an zu vibrieren, doch für so etwas hatte er jetzt keine Zeit. Der Bus hielt an und er stieg aus.
Seine Schritte führten ihn in den Park, wo er inne hielt und sich fragte: "Wer bin ich? - Wo ist mein Platz in dieser Welt?"
Nachdenklich spazierte er weiter, bis er an einen Hügel kam, an dessen Fuß ein Tunnel tief hinab in die Erde führte. Davor prangte ein altes, verrostetes Gatter, welches offensichtlich das Portal zu einer anderen Welt war. Er hob die Hand, stieß es auf und trat ein.
Tja, da war er. Sein Gemüt gewandelt war er nun voll Gram und düsteren Herzens, aufgestauter Wut bis hin zur Unfreude, in ungerade-durchweg um den Punkt herum-Umgehungsstraßen mäßigen Bahnen denkend, die jeder Beschreibung spotten, so wie auch dieser.
Frohsinn in totale Frustration kaschierend wandelte er durch die Psycho-Trümmer seiner durch einen seelischen, in Butter gedünsteten Kohlkopf im Grunde total verstopften Verstandeswelt.
Da geschah es. Ein Mensch sprach mit ihm. Das war gut. Er empfing freundliche Worte von diesem Menschen. Das war so gut, daß es ihm zunächst die Sprache verschlug, denn mit so etwas hatte er in seiner momentanen Verfassung nun wirklich nicht gerechnet. Augenblicklich bis hin zu ca. 2 Sekunden später fing der düstere Nebel um seine Gedanken an, sich aufzulösen, bis er verschwand.
Tja, da war er nun anders. Voll Optimismus und Heiterkeit, positiven Zukunftsvisionen und kreativer Ideen. Ein rundweg glücklicher, Leben ausstrahlender Mensch, in dem sich jede Faser des Geistes danach sehnt, andere an seinem Glück teilhaben zu lassen...
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