Staatsakt!
Ein ziemlich schlimmer Finger, der ich bin, gibt mir Anlaß nachzudenken, über Sinn und Unsinn!
Und das kam so: Eines wunderschönen Tages ward ich in Bremen und als ich dort so verweilte, wusste ich zuerst nicht wohin, mit meinem alten Gefährt(en), als plötzlich sich eine Lücke auftat, in die ich eintreten konnte, was ich dann auch tat. Da vernahmen meine Ohren ein Jubeln und Jauchzen von einem Feste, auf dem Platze gegenüber. So verließen wir den Gefährten für eine gute Weile und ließen ihn in der Lücke, nichts Böses ahnend, guten Gewissens zurück, denn er steht auch mal ganz gern allein, wie ich ihn so kenne ... nun denn, wir hatten dort Spaß, meine Gefährtin und ich, das sei der guten Ordnung halber angemerkt.
Jedenfalls und darauf kommt es an, kamen wir alsbald zu ihm zurück und bemerkten sogleich einen weißen Schein unter dem Wischer, darauf stand in schwarz auf Weiß gedruckten Buchstaben, es gibt Strafe, von Amts wegen. Because, da hätte er nie stehen dürfen und schon gar nicht allein. Der Wisch hatte einen Kringel und somit eine, wie ich meine, scheinbare Gültigkeit, jawohl. Tja.
Sehen Sie, da ging es mir schon mal wie ihnen. Ich verstand es nicht, erstrecht nicht spontan. Darum schaute ich mich sogleich um und meine Gefährtin mit mir; und als wir um die Ecke bogen, mit unseren Blicken, waren wir auch gleich schlauer. "Hier gibt es weder Platz noch Lücke", stand dort warnend auf einem Schild. Welch Tücke, da hätten wir den freundlichen Hinweis weder vermutet, noch bemerkt. Immerhin war das Schild aus Blech, deswegen konnten wir es ja um's Eck nicht hören.
So sah ich meiner Bestrafung wegen dieser Mißetat denn wohl entgegen. Na ja, um der Wahrheit Willen, ich hatte sie zunächst so einige Male, übersehen und auch nicht gleich Buße getan. Es erreichten mich zwar einst einige lapidare Gelbe Zettelchen, deren Botschaften man bedauerlicherweise - wie sie wissen - nur zu unmöglichen Zeiten, zu der anständige Menschen ihrem täglich Brot geschäftlich nachgehen, einholen kann. Insofern kam auch ich nicht dazu. In diesen Dingen gleiche ich ein wenig auch einem Lachs, das gebe ich ja zu.
Doch mit neuerlicher Nachricht, in diesem Zusammenhang, nun, begannen mich einige tatsächlich zu zwingen, im Zweifel mit Gewalt sogar und aufgrund prinzipieller Rechtslage, auf das der Schimmel reite! 2 Tage Haft sind da nur angemessen. Es grüßt mich ein Staatsanwalt.
Sicher ein guter alter Verwalter, der mir dort schrieb, kam es mir in den Sinn. Ich war mir sogleich sicher, er meint es nicht böse. Vielmehr ist es bestimmt seine Passion schlichtweg und es macht ihm auch Spaß sicherlich, möchte ich annehmen. Ich vermute, Sie bewegen halt gern große Räder. Wo es doch so schön ist, ihnen zuzusehen, wie sie sich drehen. Dabei kann man so schön Träumen, das läßt sich schon verstehen. Dafür haben sie immerhin immer fleißig gelernt und bisweilen genug Erfahrung, um zu wissen, wie man das gut macht. Zu welch unvergleichlich großartigen Akten unsere Apparatsorgane auf diese Weise so fähig sind, ist wirklich bewundernswert, finde ich.
Um es kurz zu machen, die 15 Taler 34 Nickel, habe ich zwischenzeitlich beglichen. Die Welt ist total in Ordnung. Das weiß ich jetzt.
Schlußendlich verlangt man ja bloß noch 20 Taler 11 für die, die Geschichte begleitende, Akte von mir! Mit Recht natürlich, wenngleich kein Wort darin von mir ist.
Trotzalledem wird man auch diese Forderung gewiß wieder ebenso prinzipiell zwingend gegen mich durchsetzen, wie die Strafe, für die von mir bzw. meinem Gefährt(en) irrtümlich fehlbesetzte Lücke in Bremen, seinerzeit. Wobei dann die ordentlichen Rechtsverwalter es sich sicherlich wie gewohnt in dieser speziellen, wahrlich bedeutsamen Hinsicht gnadenlos - ungeachtet etwaiger näheren Verhältnisse, noch Zeit und Aufwand -, nicht nehmen lassen werden, mich mit im Zweifel immer neuen, noch unglaublicheren, Akten zu bedrängen, um mir diese alsdann wieder und wieder bei Androhung von Strafe und Zwang in Rechnung zu stellen.
Einmal ordentlich in Schwung gebracht, ist so ein Rad verständlicherweise nur schwer zu bremsen. Und so dreht es sich wo möglich und wahr'schein'lich noch eine Ewigkeit, solange nichts dazwischen kommt und das Papier für die Akten nicht aus geht. Selige Träume weiterhin!
Da kann man dann von Glück sagen, wenn man gut verdient oder ebenso viel Zeit hat.
(Rind)
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