Vollkorn
„Das Nun macht dun“, sagte das Huhn …
… und das kam so:
Irgendeines Tages zerbrach sich ein Huhn den Kopf, bei dem Gedanken: „ich bin so scheiße“! Und so begann die Geschichte im Grunde zunächst völlig harmlos bis dem Huhn – es hieß übrigens Bärbel – von solchen Selbstzweifeln voll bis zum Rand, quasi von sich selbst gelangweilt und der Welt komplett überdrüssig, absolut nichts mehr einfiel.
Da rannte Bärbel mir nix dir nix einfach so los aus dem Stall um die nächstbeste Ecke, vorbei an einer hohen Hecke, und zwar mit enorm rasantem Drall mittenmang in die Fänge einer Riesenschnecke. Na ja, was soll ich sagen? Die schlaue Schnecke lauerte dort natürlich schon eine ganze Weile – denn die Sache war klar absehbar – und leckte sich nun voll der Gier mit ordentlichem Geifer ihre von ätzendem Speichel triefenden Lefzen. Man möchte meinen, damit war Bärbels Schicksal bereits besiegelt, doch mitnichten, nein, nein, es kam dann doch alles ganz anders. Denn die Schnecke, namens Inge, war nun keine gewöhnliche Straßenschnecke, sondern eine promovierte Spür- und Jagdschnecke mit verbrieftem Bürzel auf dem Hut. Als nun aber Bärbel sich Inge so fix – wie von spritiver Mag(g)ie – näherte, fiel die vor Schrecke ach so fertige wie panische Schnecke rittlings hintenüber auf ihr Dach. Noch im Fallen begriffen brüllte sie sich nun Ihr Entsetzen von der Leber, mit den Worten: „Iiiihhh, Du hast ja eine Fahne!“
Nun, ich gebe zu, daß Ganze wird jetzt kompliziert. Zum besseren Verständnis muß man nämlich wissen, daß es sich bei der guten Henne Bärbel um niemand geringeren als DIE BÄRBEL, das allseits bekannte „Tibetanische Rennrebhuhn mit olympischem Ehrenabzeichengehänge und bunter Kordel mit Goldkante in spe“ handelte (Ihres Zeichens verbeamtete Flaggenträgerin und Vorzeigehenne!)! Was im Übrigen auch den Umstand erklärt, daß der Schnecke Inge da nun ein ganz anderer Wind um die lüsternen Nüstern wehte, als sie das nun mal bis dahin gewohnt war oder jemals vermutet hätte. Und das hatte folglich in der Folge infolge dessen fatale Konsequenzen, logischerweise, absolut! Aber da kann sie insofern ja an sich gar nix dafür, man kann ihr da nun wirklich keinen Vorwurf machen.
Summerierenderdings kam aber zu allem Überfluß noch erschwerend hinzu, daß Inge nun nicht gerade sonderlich patriotisch veranlagt war und zudem auch noch an der seltenen Krankheit der „Dreieckstaler Promillenaversie“ litt, die sie für alle Destillenpillen und –extrakte schon allein der guten Ordnung halber ganz besonders allergisch machte. Das sie infolge dessen nun gar nicht mit Hochprozentigem umzugehen verstand, wurde ihr nun plötzlich zum Verhängnis, und dabei hatte man sie doch gerade gestern noch mit Kochbirnen jonglieren sehen. Doch was hat es ihr genützt? Ich meine, daß konnte ja keiner ahnen?! Aber nun mal weiter chronologisch …
Jedenfalls, was soll ich sagen, ein Unglück kommt ja bekanntlich selten allein und so fiel Inge von dem Schrecken nicht einfach nur um, sondern direkt in eine tiefe Pfütze Zwetschgenwasser, in der sie nun so eingelegt elendig verendete. Das war schon ein dramatisches Schauerstück; Bärbel wollte ihr noch die rettende Hand ausstrecken, doch sie hatte keine. Tja, und da war vorbei. Und so werden Inge´s Heldentaten hier und da noch heute besungen. Wie man hört wurde aus Bärbel der blöden Henne auf diese Weise unverhofft ein Hühn mit Fortühn. Nun, wenn man den Überlieferungen glauben schenken darf, soll Bärbel später rückblickend einmal gemeint haben: „Nun, da hatte ich wohl ein Korn zuviel? Glück gehabt!“
Nun fragen Sie sich vielleicht: „Wie kam denn eigentlich das Zwetschgenwasser in den Wald?“ Tja, das ist in der Tat eine gute Frage! Nun, das werden wir wohl nie erfahren. Wenn ich das wüsste, wäre mein Leben wahr’scheinlich ganz anders verlaufen und ich wäre vielleicht Spirituosenhändler oder Obstbauer im Alten Land geworden!
(Rind)